Das neue Jahr hat begonnen. Obwohl Neujahr keine Verbindung mit besonderen Positionen der Sonne oder des Mondes hat, so ist es doch ein Neuanfang. Auch wenn der Jahresanfang willkürlich gesetzt ist, so fällt er doch in die Rauhnächte – und das ist kein Zufall.
Achte Rauhnacht – 1. Januar – Eine Entscheidung treffen
Die Thematik hat bereits am Silvestertag begonnen. Da hast du dir über deine Herzensziele Gedanken gemacht. Heute geht es darum, zu entscheiden, welche der Möglichkeiten du nutzen, welche Herzensziele du anstreben und welche Prioritäten du setzen möchtest.
Bei Entscheidungen ist es wichtig, nicht überhastet zu entscheiden. Und es ist gut, der Intuition zu vertrauen. Da du bereits am 31. Dezember „Vorarbeit“ geleistet hast, geht es jetzt „nur“ noch um die richtige Auswahl unter guten Zielen. Folgende Übung, die du auch gerne an deinem Kraftplatz machen kannst, wird dich dabei unterstützen:
Setze dich hin, atme tief durch und komme zur Ruhe. Wenn du eine Kerze anzünden möchtest, kannst du dies gerne tun. Schließe die Augen und schau dir nochmals die Herzensziele an. Welche davon sind am wichtigsten? Welche haben für dich die größte Anziehungskraft? Höre in dich hinein.
Wenn sich eine Antwort abzeichnet, tauche tiefer ein. Stell dir den Weg zu diesem Herzensziel möglichst motivierend und angenehm vor. Lass dich von der Kraft tragen.
Wenn du spürst, dass die Energie und die Motivation, auf dieses Ziel zuzugehen, wachsen, dann genieße die Übung noch eine Weile und beende sie dann allmählich.
Zum Abschluss bedanke dich bei den Geistern des Ortes, bei Gott oder deiner inneren Weisheit, dass dir der richtige Weg gewiesen wurde und dir geholfen wurde, dich zu entscheiden, kraftvoll diesen Weg zu gehen.
Neunte Rauhnacht – 2. Januar – Verzeihen. Versöhnen. Frieden schließen
Um wirklich neu beginnen zu können, ist es wichtig, Kränkungen, Verletzungen, alte Wunden heilen zu lassen und Raum in unserem Herzen zu schaffen. Ein guter Weg, Heilung zuzulassen, ist Verständnis.
Verstehen macht Verzeihen einfacher. Eine einfache Übung, mit der du Verständnis für die für dich völlig unverständliche Handlungen erahnen kannst, ist wie folgt: Gebrauche deine Fantasie und male dir irgendeine, möglicherweise völlig abwegige Geschichte aus, die die Handlung für dich, obwohl du sehr verletzt wurdest, verständlich erscheinen lässt.
Ein geliebter Mensch hat dich zum Beispiel plötzlich und mit bösen Worten verlassen. Du könntest dir bspw. vorstellen, dass eine Geisteskrankheit ihn dazu getrieben hat oder er wusste, dass er eine schlimme Krankheit hat und dich nicht damit belasten wollte. Oder….
Wichtig: Es geht nicht um die Glaubwürdigkeit der Geschichte, sondern darum, dass du Verständnis fühlen kannst. Denk daran, dass du negative Gefühle wie ein Korsett mit dir herumträgst, das dich quält und das du abwerfen musst. Dann kannst du frei atmen und unbeschwerter deines Weges gehen.
Zehnte Rauhnacht – 3. Januar – Achtsam werden
Achtsamkeit bedeutet, deine Sinne weit zu öffnen, ganz wach im Hier und Jetzt zu sein.
Achtsam sein heißt:
– nicht bewerten oder urteilen
– bewusst und wach sein
– loslassen.
Klingt einfach, ist es aber nicht. Um die Achtsamkeit in den Mittelpunkt zu stellen, kannst du ein Ritual beginnen, dass du gerne regelmäßig durchführen kannst.
Stell einen Wecker auf die Zeit ein, in der du üben möchtest. Für den Anfang sind 15 Minuten ausreichend. Setz dich entspannt, aber möglichst gerade hin und komme zur Ruhe. Atme ein paarmal tief durch. Schließe die Augen und lass kommen, was kommt. Konzentriere dich auf nichts, halte nichts fest. Bleib ganz in der Gegenwart.
Wenn Gedanken, Bilder oder Geräusche kommen, lass sie los und kehre zur Übung zurück. Es ist normal, dass die Gedanken abdriften – denn darin besteht ja die Übung: diese Dinge zu bemerken und sich kurz die Klarheit bewusst zu machen, die nun in deinem Geiste geworden ist.
Elfte Rauhnacht – 4. Januar – Dankbar sein
Wenn du an die schönen Dinge denkst, die in deinem Leben geschehen sind, wirst du Dankbarkeit empfinden. Es fällt dir nicht schwer, für das Angenehme dankbar zu sein. Das Geheimnis liegt aber darin, dass du auch den umgekehrten Weg gehen kannst. Kultiviere die Kraft der Dankbarkeit und dein Leben wird an Schönheit gewinnen.
Früher war es einfacher, für alltägliche Dinge dankbar zu sein. Wenn es die Ernte nicht verhagelte, kein geliebter Mensch an einer der vielen, damals oft tödlichen Krankheiten starb, kein Sturm das Haus abdeckte waren die Menschen dankbar.
Heute, da unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind, viele Krankheiten geheilt werden können und wir in relativer Sicherheit leben, sind wir oft nur noch für ganz ungewöhnliche Glücksfälle dankbar. Das ist kein Gewinn, sondern ein Verlust.
Die Zeit der Rauhnächte lädt dich ein, dich zu besinnen und dankbar zu sein. Dankbarkeit ist keine moralische Pflicht, sondern eine wunderbare Methode, dein Leben glückvoller zu gestalten.
Eine einfache Übung, um die Kraft der Dankbarkeit zu erfahren, kannst du zu einem Ritual machen, das dich durch dein Leben begleitet: jeden Abend, wenn du zu Bett gehst, sprich ein kleines Gebet, in dem du fünf Dinge aufzählst, für die du diesen Tag dankbar warst. Wenn du dies regelmäßig machst, werden die Dinge, für die du dankbar bist, ständig mehr.
Zwölfte Rauhnacht – 5. Jänner – Zum Licht erwachen
Die Zeit der Rauhnächte geht heute zu Ende. Der Dreikönigstag beginnt um Mitternacht, und der Wechsel zum neuen Jahr ist endgültig vollzogen. Blicke noch einmal auf deine Erfahrungen in den Rauhnächten zurück und spüre in dich hinein, was dir die Zeit gebracht hat.
– Welche Schritte haben dir Neues vermittelt?
– Kannst du den spirituellen Weg klarer erkennen?
– Was aus dieser Zeit wird dich auf deinem künftigen Weg begleiten?
Verabschiede dich von den Rauhnächten, indem du ein kleines bewährtes Ritual durchführst, das früher ganz selbstverständlich Brauch war: öffne Türen und Fenster weit und lass alle dunklen Kräfte der Vergangenheit hinaus. Eine Räucherung bekräftigt dieses Ritual.
Das Licht zeigt sich nun ganz allmählich, aber immer mehr in der Natur. Die dunkelsten Tage des Jahres haben die Sehnsucht nach Licht geweckt – das hilft dir dabei, nicht nur das äußere Licht, sondern auch das innere Licht zu suchen. Und das ist das Ziel der spirituellen Reise durch die Rauhnächte: das innere Licht in uns zu spüren und sein Leuchten zu bewahren.
Mach dir am letzten Tag der Rauhnächte bewusst, dass du nur zulassen musst, was bereits in dir ist, um zum Licht zu erwachen und die Dunkelheit in deiner Seele zu überwinden.
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