Die Rauhnächte – die „Zeit zwischen den Jahren“ haben etwas ganz Besonderes. Das alte Jahr ist noch nicht zu Ende und das Neue hat noch nicht begonnen. Die Rauhnächte laden dich dazu ein, über das bisherige Leben Rechenschaft abzulegen – aber auch nach vorne zu blicken, Vorsätze für das kommende Jahr zu fassen und neue Pläne zu schmieden.
In dieser Zeit, in der sich die Tore zur geistigen Welt weiter öffnen lassen und leichter durchschritten werden können, wird dir der Zugang zu höheren geistigen Ebenen leichter denn je fallen. Es ist eine gute Phase für kreative Vorstellungskraft und Visionen. Je offener du dich deinen Fragen stellst, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du eine kosmische Antwort erhalten wirst.
In der Natur ist Ruhe eingekehrt. Eine gute Gelegenheit, selbst stiller zu werden und sich stärker dem Rhythmus der Natur zu verbinden. Ob nun Schnee fällt oder Regen, ob bittere Kälte oder trübes Grau vorherrscht: Nimm es mit Gelassenheit hin und nimm es an. Geh nach draußen und besuche einen Kraftplatz, und sei es auch nur auf einem kurzen Besuch.
In den zwölf Rauhnächten schließen wir das Alte ab, kommen zur Ruhe, öffnen uns den inneren Erfahrungen und erwachen schließlich zu einem neuen Lebenszyklus. Die folgende Beschreibung soll dich von den Weihnachtsfeiertagen bis zu Silvester führen.
Erste Rauhnacht – 25. Dezember – Altes abschließen
Das Thema der ersten Rauhnacht lautet: das Alte liebevoll abschließen und loslassen.
Zünde eine Kerze an und versenke dich in die Bewegung der Flamme. Lasse das vergangene Jahr vor deinem inneren Auge vorüberziehen. Verweile bei den Erlebnissen, die dir wichtig waren – und lasse sie dann bewusst los. Das Loslassen ist wichtig, um Raum für Neues zu schaffen. So kannst du dich verwandeln und spirituell wachsen.
Wenn du das Ritual abgeschlossen hast, lösche ganz bewusst die Kerze und kehre befreit und mit neuer Kraft ins Alltagsbewusstsein zurück.
Zweite Rauhnacht – 26. Dezember – Still werden
Der zweite Weihnachtsfeiertag ist auch die zweite Rauhnacht. Es ist nicht ganz leicht, innere Ruhe zu finden. Die Rauhnächte werden dir das „Still werden“ erleichtern.
Zünde eine Kerze an und atme ein paarmal tief durch. Erzwinge die Stille in dir nicht, sondern lass diese zu dir kommen. Es tauchen Gedanken und Gefühle auf – lass sie wie eine Wolke an dir vorüberziehen. Lausche in dich hinein, wo in deiner Seele der Ort der Stille ist.
Wenn du zu grübeln beginnst oder an einzelnen Erinnerungen festhältst, kehre einfach zum Anfang der Übung zurück. Mach dir keine Sorgen, wenn du noch nicht völligen Frieden und Ruhe finden kannst. Es genügt, wenn du deinem Geist gezeigt hast, dass es diesen Ort der Stille in deiner Seele gibt.
Beende die Übung, wenn du das Gefühl hast, dass eine weitere Ausrichtung auf die Stille dich nicht mehr der Stille näher bringt. Zum Beenden lösche ganz bewusst die Kerze und nimm dir ein wenig Zeit, wieder ins „Leben“ zurückzukehren. Ruhiger, entspannter und freudiger als zuvor.
Dritte Rauhnacht – 27. Dezember – Sich öffnen
In den Rauhnächten stehen die Tore zur Seele und zur spirituellen Welt besonders weit offen. In dieser Zeit ist es einfacher, spirituelle Wesenheiten wahrzunehmen oder mit verstorbenen Menschen Verbindung aufzunehmen. Daher spielen bei vielen Geschichten über die Rauhnächte überirdische Wesen, Geister und Gespenster eine Rolle. Wenn dabei bei dir Ängste aufkommen, ist das kein Hinweis auf äußere Gefahr, sondern ein Signal dafür, dass du dich den unverstandenen Kräften deiner Seele nicht wirklich geöffnet hast – und die Kräfte rütteln nun sozusagen an der Tür. In der dritten Rauhnacht geht es daher um das Thema: sich öffnen.
Versuche, den Tag über ein wenig neugieriger und achtsamer zu sein. Achte genauer auf das, was heute geschieht. Welchen Menschen begegnest du heute? Was sagt dir der Blick dieser Menschen? Was fällt dir in der Natur heute besonders auf?
Versuche, nicht zu werten, einzuordnen oder zu beurteilen. Lass kommen, was kommt und richte deine Aufmerksamkeit auf das, was du siehst, hörst und erlebst und was das in dir auslöst: innere Bilder, Stimmungen, Gefühle, körperliche Reaktionen. Indem du nicht wertest oder einordnest, wird dein Blick weiter.
Du wirst du vielleicht erstaunt feststellen, wie dir Zeichen gegeben werden und wie du sie sinnvoll deuten kannst. Und damit beginnst, wirklichen Kontakt mit der spirituellen Welt aufzunehmen.
Vierte Rauhnacht – 28. Dezember – Der inneren Weisheit vertrauen
Es geschehen immer wieder Dinge in unserem Leben, die uns zweifeln lassen – an der Welt und auch an uns selbst. Das Schicksal scheint launisch zu sein. Wir können dieser Launenhaftigkeit des Lebens nur eines entgegensetzen: Vertrauen.
Und zwar das Vertrauen in das Leben, in uns selbst und dass letztlich alles gut ist, auch wenn wir es (noch) nicht verstehen können.
Um dieses Vertrauen aufbringen zu können, benötigen wir eine andere Art Vertrauen. Das Vertrauen in die innere Weisheit. Dies ist das Thema der vierten Rauhnacht.
Dazu gibt es eine Übung, die du am besten vor dem Einschlafen im Bett durchführen kannst: Führe dir eine unangenehmen Situation vor Augen, die so weit zurück liegt, dass du heute keinen Groll, keine Trauer oder andere negative Gefühle mehr in dich trägst.
Betrachte die Situation aus dem heutigen Wissen heraus. Versetze dich in Gedanken in dein früheres Selbst, das damals gelitten hat – und sprich ihm Trost zu: in der absoluten Gewissheit, dass alles wieder gut wird.
Du kannst die Übung hier beenden. Wenn du möchtest, kannst du noch einen Schritt weiter gehen. Nimm eine noch nicht überwundene Gegebenheit aus der jüngeren Vergangenheit – stell dir vor, wie dein zukünftiges Selbst, deinen innere Weisheit, zu dir kommt und dir Trost zuspricht.
Beende die Übung mit einem Dank an deine innere Weisheit. Die Übung kann dich nicht vor Prüfungen des Lebens schützen. Doch sie kann dir die Kraft geben, mit ihnen vertrauensvoll und gelassen umzugehen.
Fünfte Rauhnacht – 29. Dezember – Den Körper heiligen
Wir „haben“ nicht Körper, Seele und Geist – wir sind es. Heilkräuter, aber auch andere Dinge, dem Körper guttun, entfalten in den Rauhnächten eine besondere Wirkung. Auch Fasten, Körperübungen und eine achtsame Ernährung tun zu dieser Zeit besonders gut. Das ist auch das Thema der 5. Rauhnacht: den Körper heiligen.
Achte besonders auf das, was du isst. Richte deine Aufmerksamkeit auf das Essen: wie es schmeckt, wie es sich anfühlt, wie dein Körper darauf reagiert. Mache einen Spaziergang, am besten allein, ohne Gespräche nebenher. Achte darauf, wie du deinen Körper beim Gehen spürst, bei jedem Schritt. Dusche dich nach dem Spaziergang ausgiebig oder nimm ein Bad – auch hier heiligst du deinen Körper, indem du wahrnimmst, was ihm guttut – und wie sich dies auf deine Seele auswirkt.
Sechste Rauhnacht – 30. Dezember – Die Gefühle umarmen
Die besondere Stimmung, die während der Rauhnächte herrscht, kannst du nicht mit dem Verstand erfassen, doch du kannst sie fühlen. Es mag ein Wechselbad der Gefühle sein – Staunen – Stille – Besinnlichkeit – Wundern – Geborgenheit – Angst. Durch Rituale, Orakel, Bräuche, dem Beachten von Träumen und dem Erzählen von Märchen und Sagen werden die Gefühle intensiviert. Das Thema der 6. Rauhnacht lautet: die Gefühle umarmen.
Beherzige dies den ganzen Tag. Tauch ein in deine Gefühle, einerlei ob es freudige oder traurige sind. Akzeptiere alles, was in deiner Gefühlswelt auftaucht. Doch halte sie nicht fest, sondern koste sie nur aus – in dem Bewusstsein, dass alles ein Teil von dir ist, der etwas Wertvolles beizutragen hat.
Wenn es dir zu viel ist, den ganzen Tag dem Umarmen deiner Gefühle zu widmen, dann mach es in einem Besinnungsritual:
Setze ich still hin und entzünde eine Kerze. Werde still und atme tief durch. Richte deine Aufmerksamkeit nun ganz auf deine Gefühle, die dich bewegen und tauche in diese Gefühle ein. Wenn dir zum Lachen zumute ist, dann lache – fühlst du Trauer, dann scheue keine Tränen. Lass geschehen, was geschieht.
Bleib mindestens 30 Minuten bei dieser Übung. Beende die Übung, indem du ein paar Mal tief durchatmest, dir selbst zulächelst und dich für den Reichtum in deiner Seele bedankst.
Siebte Rauhnacht – 31. Dezember – Seine Herzensziele entdecken
Wir stehen in dieser Nacht vor dem Beginn des neuen Jahres. Heute stehen Partys, Geselligkeit und Feuerwerk im Vordergrund. Früher war das ein wenig anders. Die Menschen kamen zusammen, aber weniger laut – auch wenn es laute Rituale wie das Peitschenknallen oder das Schellen von Glocken gab, die böse Geister vertreiben sollten.
Geselligkeit ist sicher etwas Schönes; gerade zum Jahreswechsel ist es ein positives Signal, das neue Jahr gemeinsam zu beginnen. Doch widme vor dem lauten Feiern eine halbe Stunde der Ruhe und werde dir klar über das, was du in nächster Zeit vorhast.
Das Thema der 7. Rauhnacht heißt: die Herzensziele entdecken.
Frage dich, was deine Werte sind. Suche ein Ziel und mach es dir ganz klar. Was genau? Wann möchtest du dieses Ziel erreicht haben? Wie fühlt es sich an, wenn du dieses Ziel erreichst? Was wird sich in deinem Leben verändern – ist das Ziel es wirklich wert, angestrebt zu werden?
Überlege dir, was dir noch fehlt, um auf dieses Ziel vorzugehen. Überlege dir auch, ob das Ziel vielleicht auch Folgen hat, die nicht angenehm sind. Frage dich, was dich davon abhält, sofort dein Ziel anzusteuern. Und wenn du nichts findest – dann bist du schon auf dem Weg.
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